Impressionen der Schleiftagung 2024
Pressemitteilung – Nachbericht

Aachen, 07.02.2024

Schleiftagung 2024 – Starke Impulse mit Teilnehmerrekord

Ein hochqualifizierter fachlicher Austausch in der schleiftechnischen Branche ist eine zentrale Voraussetzung, um eine gewinnbringende Zusammenarbeit zwischen Industrieutnernehmen und Wissenschaftspartnern aufzubauen und zu pflegen. So entsteht die Möglichkeit, auch in Zeiten einer durchwachsenen Konjunkturprognose durch vertrauensvolle Geschäftskontakte erfolgreich zu wirtschaften. Dazu bot die Schleiftagung, durch die auch im Jahr 2024 Jannik Röttger (EMAG Maschinenfabrik GmbH) souverän führte, eine ideale Gelegenheit.

Hochkarätige Fachvorträge aus den Themenfeldern „Innovative Schleifwerkzeuge“, „Nachhaltige Kühlschmierstoffversorgung“, „Moderne Maschinentechnik“ und „effiziente Prozessauslegung“ luden ein, neue, direkt umsetzbare Impulse für die Herausforderungen der eigenen täglichen Arbeit zu sammeln. Das Programm eröffnete Dr. Werner Heuer von der Schaeffler Technologies AG & Co. KG. Er legte die wesentlichen Fragestellungen dar, die eine zukunftsfähige, ressourceneffiziente Antriebstechnik an die Produktionstechnologie richtet: „Brauchen wir in Zukunft noch Schleiftechnologieentwicklung? Wo gibt es Entwicklungsbedarf bei „klassischen“ Produkten wie Wälzlagern? Welche neuen Handlungsfelder ergeben sich für die Schleiftechnologie durch die Erweiterung des Produktportfolios?“ Viele der Lösungsansätze, die Dr. Heuer im folgenden vorstellte, verwiesen dabei bereits auf die Vorträge, die das Plenum in den folgenden zwei Veranstaltungstagen noch erwarten durfte.

Diese Vorträge der weiteren Veranstaltung umfassten etwa den systematischen Vergleich zwischen verschiedenen Schleif- und Kühlschmierstrategien für das Schleifen mit keramisch gebundenen Schleifscheiben, den Maximilian Glass (DR. KAISER DIAMANTWERKZEUGE GmbH & Co. KG) präsentierte. Hans-Jürgen Pelzers (Mitsubishi Electric Europe B. V.) beleuchtete das erosive Abrichten metallisch gebundener Schleifscheiben, das – für entsprechende Anwendungsbereiche – vorteilhafte Schleifscheibentopographien erzeugt und so produktivere und nachhaltigere Prozesse ermöglicht. Dr. Gernot Kaltenhauser von der TYROLIT – Schleifmittelwerke Swarovski AG und Co K.G. ging auf die Herstellungsprozesse von Schleifwerkzeugen ein. Er legte dar, welche Nachhaltigkeitsanalysen von Schleifscheibenherstellern belastbar durchgeführt werden können und welche Stellhebel sich zur Sicherung einer zukunftsfähigen Schleifscheibenproduktion daraus ergeben. Ob die Schleifwerkzeuge, die dementsprechend unterschiedlich hergestellt werden, untereinander substitutionsfähig sind, stand im Fokus des Vortrags von Dr. Alexander Nashed (Saint Gobain Abrasives).

Prof. Dr. habil. Prof. h.c. Dr. h.c. Dr. h.c. Bernhard Karpuschewski (Leibniz-Institut für Werkstofforientierte Technologien – IWT Bremen) ist in der Schleiftechnik bekannt für hochwertige Analysen zu „Bedarfsgerechter KSS-Versorgung“ – und so lautete auch der Titel seines Vortrags, in dem er vieldiskutierte Fragen über die richtige Zufuhr des Kühlschmierstoffs in die Kontaktzone wissenschaftlich untermauert beantwortete. Christian Eckert (Castrol Germany GmbH) und Dr. Thorsten Peitsch (Carl Bechem GmbH) gingen beide auf die zunehmende Bedeutung von vollsynthetischen Lösungen als Kühlschmierstoff für Schleifprozesse ein. Eckert fokussierte dabei die Herausforderungen, die diese Lösungen an Maschine und Prozess stellten, während Peitsch dezidiert darauf einging, zu welchen Nachhaltigkeitszielen vollsynthetische Kühlschmierstoffe beitragen.

Das Vortragsprogramm des ersten Konferenztages komplettierten sechs Kurzvorträge junger Wissenschaftler von fünf verschiedenen Hochschulen, die zu ihren aktuellen Forschungsthemen referierten und so einen Einblick in Entwicklungen von Schleifprozessen gaben, die bald ihren Weg in die Anwendung finden können. Gleichzeitig traten sie den Beweis an, dass auch in Zeiten des Fachkräftemangels noch hochqualifizierte und -motivierte Fach- und Führungskräfte ausgebildet werden, die die Industrie und die Forschung im deutschsprachigen Raum zukünftig bereichern und weiterentwickeln werden.

Der Fachkräftemangel war gleichzeitig ein Gegenstand der Podiumsdiskussion, die Tagungsleiter Jannik Röttger mit dem Fachbeirat der Schleiftagung führte. Auf der Grundlage einer vorherigen Meinungsumfrage im Plenum erörterten sie die Herausforderungen und Chancen, die gerade die gesamte Schleiftechnologie im deutschsprachigen Raum beschäftigten. Dazu zählen auch die Verlagerung bestimmter Teilbranchen der Produktion, wie der Elektromobilität, in den asiatischen Raum, die Automation und Digitalisierung von Schleifprozessen und die ökologische Optimierung von Fertigungslinien. Die Teilnehmenden konnten wertvolle Denkanstöße sammeln und setzten die Diskussion gerne in der folgenden Abendveranstaltung fort. Für eine heitere und kommunikative Stimmung sorgte dabei nicht zuletzt der Auftritt des Comedy-Redners Dr. Jens Wegmann, der die Gäste gekonnt und mit maßgeschneidertem Humor unterhielt.

Bereits auf der Schleiftagung 2023 erwies sich das Schleifen hartstoffbeschichteter Bremsscheiben vor dem Hintergrund der anstehenden Euro-7-Schadstoffnorm als vielbeachtetes Trendthema. Mit diesem eröffnete Marcel Bosch (NAGEL Maschinen- u. Werkzeugfabrik GmbH) auch das Vortragsprogramm des zweiten Konferenztags. Offen legte er dar, wie sein Unternehmen die „Serienlösung LEB“ schuf und erläuterte dabei „Disziplinen und Anforderungen an ein wirtschaftliches Schleifverfahren hartstoffbeschichteter Bremsscheiben“. Im zweiten Vortrag ging Michael Egeter (Hardinge Kellenberger AG) auf ein weiteres Trendthema ein und zeigte das Potenzial des Halbleitermarkts für die schleiftechnische Industrie, insbesondere im Bereich der Siliziumkarbidbearbeitung, auf. Verschiedene Aspekte der zunehmenden Digitalisierung und Vernetzung von Schleifmaschinen präsentierten Alexej Voigt (Danobat Overbeck) und Thomas Veit (ASW Naumburg). Während Voigt zu den Potenzialen der Maschinendatenanalyse für die Schleifprozessoptimierung referierte und dabei auch die Methodik der Datenerfassung und -analyse in digitalen Motorspindeln umriss, ging Veit auf die Integration moderner Steuerungen und Automationseinrichtungen in Bestandsmaschinen ein. Im Fokus standen die von ihm praxisnah beantworteten Fragen, welche Möglichkeiten bei solchen Retrofits bestehen und welche dieser Möglichkeiten für bestimmte Anwendungen sinnvoll sind.

Nach der Session zur modernen Maschinentechnik präsentierte der im vorigen Jahr krankheitsbedingt ausgefallene Prof. Dr. Dr. rer. pol. habil. Michael Lauster (Fraunhofer INT Euskirchen) sein Arbeitsgebiet. Der Zukunftsforscher sprach eindrucksvoll über Szenarien, die durch Trends wie die künstliche Intelligenz für die Sicherheitsindustrie eröffnet werden. Nach diesem Exkursvortrag eröffnete Prof. Dr. Prof. h. c. Dirk Biermann (ISF Dortmund) die Session zur effizienten Prozessauslegung. Er stellte neueste Erkenntnisse zu zwei Themenbereichen vor, die in seinem Haus intensiv erforscht werden, dem Microfinishing und der Innenrundbearbeitung. Im Nachmittag widmete sich Dr. Christoph Blum (MAHR GmbH) der neuen Oberflächennorm DIN EN ISO 21920. Was, von außen betrachtet, nach einem sehr theoretischen Thema klingt, erläuterte er sehr anschaulich und nachvollziehbar. So ermöglicht die neue Norm die konstruktive Festlegung und Messung von auch schleiftechnisch relevanten Rauheitskenngrößen, die die Funktion der bearbeiteten Oberfläche direkt beurteilbar machen. Den letzten Vortrag der Schleiftagung 2024 hielt Prof. Dr. Thomas Bergs, der das gastgebende Manufacturing Technology Institute MTI leitet. Wie Prof. Bergs am Rande seiner Präsentation erläuterte, firmiert der Lehrstuhl für Technologie der Fertigungsverfahren der RWTH Aachen, ehemals Teil des Werkzeugmaschinenlabors WZL, seit Jahresbeginn unter diesem neuen Institutsnamen. Prof. Bergs präsentierte die Ergebnisse einer bereits seit mehreren Jahren andauernden Forschungstätigkeit zu digitalen Assistenzsystemen in der Schleiftechnik. Mithilfe einer geeigneten Datenerfassungsarchitektur und angepassten Datenanalysealgorithmen können Maschinenbedienende durch KI-basierte Systeme unterstützt werden, um dem Fachkräftemangel durch eine effizientere Schleifprozessauslegung und -überwachung entgegenzuwirken.

Genau wie die Vorträge gehören zur Schleiftagung stets die hochwertigen Gespräche, die die Teilnehmenden miteinander führen können. Einen passenden Rahmen dafür boten neben ausgedehnten Kaffee- und Mittagspausen sowie der Abendveranstaltung auch die 18 Ausstellungsstände von namhaften Unternehmen und Institutionen aus der Schleiftechnik, darunter die Unternehmen EMAG Maschinenfabrik GmbH, SPL Spindel und Präzisionslager GmbH, Röders GmbH, Schaeffler AG, Quaker Houghton Sales B.V. / Grindaix GmbH, DR. KAISER DIAMANTWERKZEUGE GmbH & Co. KG, TotalEnergies Marketing Deutschland GmbH, Reckel GmbH, Fanuc Deutschland GmbH, Lehmann-UMT GmbH, Günter Effgen GmbH / Lapport Schleiftechnik GmbH, Castrol Germany GmbH, GMN Paul Müller Industrie GmbH & Co. KG, Hofmann Mess & Auswuchttechnik GmbH & Co. KG, Blaser Swisslube AG und hebro Chemie – Zweigniederlassung der Rockwood Specialties Group GmbH sowie ein Infostand der schleiftechnischen Fachmesse GrindingHub und ein Stand des Manufacturing Technology Institute MTI der RWTH Aachen.

Damit war in der Fachausstellung eine bunte Mischung von Wissenschaft und Industrie, darunter Kühlschmierstoffe ebenso wie Schleifwerkzeuge, Maschinen- und Steuerungstechnik sowie Anwendungstechnik, repräsentiert.

Die umfangreiche und begeisterte Resonanz, die die Schleiftagung 2024 erreichte, manifestierte sich in einem neuen Teilnehmerrekord von mehr als 200 Fach- und Führungskräften aus der schleiftechnischen Branche. So besteht schon jetzt Grund zu einem positiven Vorausblick auf die nächste Schleiftagung, die am 29. und 30. Januar 2025 ebenfalls in der Schwabenlandhalle Fellbach stattfinden wird.

Weitere Infos unter www.schleiftagung.de | Direkter Kontakt: Manufacturing Technology Institute MTI der RWTH Aachen, Peter Breuer, p.breuer@mti.rwth-aachen.de, +49 241 80-27367.

Abbildung 1: Rekord-Teilnehmendenzahl auf der Schleiftagung 2024

Abbildung 2-3: Prof. Dr. Thomas Bergs (Manufacturing Technology Institute MTI der RWTH Aachen) und Tagungsleiter Jannik Röttger (EMAG Maschinenfabrik GmbH) begrüßen zur Schleiftagung 2024

Abbildung 4: Key-Note-Vortrag durch Dr. Werner Heuer (Schaeffler Technologies AG & Co. KG)

Abbildung 5: Podiumsdiskussion (v.l.n.r.): Arne Hoffmann (Blohm Jung GmbH), Roman Stabauer (Grindaix GmbH), Georg Güntert (Güntert Präzisionstechnik GmbH), Tobias Engenhardt (Knoll Maschinenbau GmbH), Dr. Tobias Röthlingshöfer (Wittenstein galaxie GmbH), Jannik Röttger (EMAG Maschinenfabrik GmbH)

Abbildung 6: Industrieausstellung / Networking

Abbildung 7: Postersession

alle Bilder © Manufacturing Technology Institute MTI der RWTH Aachen / Fotograf: Jakob Kriener